Eine Grundschullehrerin rät bei der Einschulung zu mehr Gelassenheit:
„Ich kann den Eltern nur sagen: Entspannt euch, die Kinder müssen hier nicht gleich Abitur machen. Erstmal geht es darum, Ihnen die Strukturen und den Tagesablauf an der Schule beizubringen. Sie müssen lernen, dass sie sich die Jacke anziehen sollen, wenn es zur Pause klingelt, oder dass sie sich melden sollen, wenn sie etwas sagen sollen. Es dauert ind er Regel vier bis sechs Wochen, bis sie wirklich angekommen sind.“
Viele Eltern sind zu fürsorglich.
„Uns ist es zum Beispiel wichtig, dass die Kinder möglichst bald alleine in die Klasse gehen. …
Wenn es die Eltern noch braucht, kann man das Kind am ersten Tag bis zum Platz bringen, am zweiten Tag bis zur Tür, am dritten bis zum Flur etc.“
„Manche Kinder sind von zuhause gewohnt, dass man ihnen alles nachtragen wird. Die kommen dann gar nicht auf Idee, sich die leere Trinkflasche am Wasserhahn selbst wieder aufzufüllen. Oder sie können sich nicht an Regeln halten, weil sie zu Hause alles dürfen und die Eltern Konflikten aus dem Weg gehen. Die Schule kann aber nicht die komplette Erziehung übernehmen.
Bei schüchternen Kindern hilft es, ihre Stärken zu betonen. Sie sind oft so still, weil sei viel beobachten.“
mehr in der MAZ, 11.8.2016, S.16
Auch in diesem Schuljahr nimmt der Trend zu mehr Rückstellungen zu. Das Verhältnis der Rückstellungen zu den Einschulungen ist auf hohem Niveau von 13,9% im letzten Schuljahr auf 15,2% gestiegen. Das ist die bisher höchste Quote an Rückstellungsanträgen in Brandenburg.
Auf Anfrage des Landeselternrates gab das Ministerium heute am 26.9.2015 bekannt, dass die Eltern von 3188 Kindern für das gerade begonne Schuljahr Rückstellungsanträge gestellt, das sind 15,2% der erwarteten 21000 Neueinschulungen (Vorjahr 2904 von 20835). Betrachtet man nur die "Sommerkinder", die zwischen 1.7. und 30.9. geboren wurden, ergibt sich der gleiche Trend (Zunahme von 9,7 auf 10,4%). Der Anteil der Sommerkinder an der Gesamtzahl der Rückstellungen ist leicht von 69,5 auf 68,2% gesunken.
Ich sehe darin eine Bestätigung der Forderung des LER nach Verschiebung des Einschulungsstichtages vom 30.9. auf den 30.6.
Erfreulich ist, dass 94,9% der Anträge genehmigt wurden (Vorjahr 93,1%). Das deutet darauf hin, dass die Verwaltung wie angekündigt nahe an den Elterninteressen entscheidet.
Wolfgang Seelbach, 26.9.2015
Rückstellungszahlen für 2014/15 jetzt offiziell:
"Für das Schuljahr 2014/15 gab es insgesamt 2904 Anträge der Eltern auf Zurückstellung ..." davon "... für Kinder mit dem Geburtsdatum im Zeitraum vom 1. Juli bis 30. September 2019 Anträge, von denen 1880 (93,1%) bewilligt wurden."
Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage
Landtag 19.3.2015: Einschulungsstichtag 30.6. erst mal abgelehnt, neue Debatte in einem Jahr
Das Abstimmungsergebnis (ohne Gewähr): Antrag der CDU auf Gesetzesänderung (Einschulungsstichtag 30.6.) wurde wie erwartet mit 32 Ja- zu 45 Nein-Stimmen abgelehnt. 3 Enthaltungen kamen aus der Fraktion B90/Grüne. Mit Nein stimmten SPD und Linke, mit Ja CDU, AfD und 3 Grüne. Mehr siehe Positionen der Parteien
Potsdam 5.3.2015: Auf der Sitzung des Bildungsausschusses des Landtages (ABJS) setzte sich der Antrag der beiden Regierungsparteien SPD und Linke durch. Kurz gesagt:
Das Verfahren zur Rückstellung wird vereinfacht und im nächsten Schuljahr dann beobachtet, wie es wirkt. Zum übernächsten Schuljahr 2016/17 wird dann ggf. über einen neuen Stichtag entschieden.
In der Diskussion sprachen sich Gerrit Große (Linke) und Gordon Hoffmann (CDU) für den Stichtag 30.6. aus. Beide Parteien wollen aber unterschiedliche Wege gehen. Der Antrag der CDU, eine entsprechende Gesetzesänderung schon jetzt auf den Weg zu bringen, erhielt keine Mehrheit.
Erwartungsgemäß wurde der CDU-Antrag im Landtag abgelehnt.
32585 Unterschriften gegen Früheinschulung übergeben!
Bericht der Lausitzer Rundschau zur Übergabe der Unterschriften:
"Im Foyer des Brandenburger Landtages in Potsdam haben Initiatorinnen der Bürgerinitiative "Stoppt die Früheinschulung in Brandenburg" am gestrigen Freitagvormittag 32 585 Unterschriften übergeben. Damit konnten sie Bildungsminister Günter Baaske (SPD) und Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) eindrucksvoll belegen, dass sie mit ihrem Anliegen nicht allein sind. ..."
Weitere Pressemeldungen vom 28.2.2015:
Bericht der moz Kommentar in der moz
Das Thema ist nicht neu. Schon 2012 wollte das Ministerium den Stichtag verlegen:
Artikel in der moz vom 7.1.2014 Bericht mit Rückblick in der MAZ
siehe auch Fallbeispiel Latarius
Am Freitag, dem 27.02.2015, übergibt die Elterninitiative "Stoppt die Früheinschulung" um 9:00 Uhr in der Lobby des Landtages Herrn Minister Baaske und der Landtagspräsidentin Frau Stark alle bisher eingetroffenen Unterschriften öffentlich. Das Anliegen wird als Volksinitiative und nicht nur als Unterschriftenpetition vorgetragen. Die formale Gültigkeit der Volksinitiative wird noch überprüft.
Damit ist die Resonanz deutlich höher als erwartet. In einem anschließenden Gespräch, an dem auch Mitglieder des Bildungsausschusses und der Landeselternsprecher teilnehmen, zeigt sich Herr Baaske beeindruckt und stellt erste Maßnahmen zur Verbesserung des Rückstellungsverfahrens vor. Alle Ablehnungen von Rückstellungsanträgen, die nicht regelkonform sind, werden vom Ministerium einzeln geprüft. Ein vereinfachtes Verfahren soll auch bildungsfernen Eltern die Beantragung erleichtern.
Er stellt fest, dass es offenbar ein Nord-Süd-Gefälle bei den Ablehnungen von Rückstellungsanträgen gibt. So werden in der Prignitz mehr als 97% genehmigt, in Elbe-Elster weniger als 90%.
Eine Verlegung des Stichtages wird allerdings abgelehnt. Im vergangenen Schuljahr wurde 93,1% der Rückstellungsanträge genehmigt, d.h. 139 Kinder wurden gegen den Wunsch der Eltern frühzeitig eingeschult. Eine Übertragung der Entscheidungsgewalt von der Schulleitung auf die Eltern geht aus seiner Sicht schon aus rechtlichen Gründen nicht.
Insgesamt sind ca. ein Drittel der Kinder im Zeitraum zwischen 30.6. und 30.9. geboren.
Die Vertreterinnen der Elterninitiative weisen darauf hin, dass für zahlreiche Eltern die Hürde zu einem Rückstellungsantrag sehr hoch ist und sie im Gespräch mit der Schulleitung bedrängt werden, den Antrag zurückzuziehen. Auch eine relativ geringe Anzahl von Ablehnungen ist nicht akzeptabel. Die Rückstellungsanträge sollten einfach und formlos sein.
Der Sprecher des Landeselternrates, Wolfgang Seelbach, begrüßt die angekündigten Maßnahmen zur Stärkung des Elternwillens, hält sie jedoch nicht für ausreichend. Er würde sich freuen, wenn in diesem Jahr wieder mindestens so eine hohe Quote an Rückstellungsgenehmigungen erreicht werde, optimal wäre jedoch eine Verlegung des Stichtages und eine Entscheidungsmöglichkeit für Eltern der betroffenen Kinder. Ihn erreichen immer wieder Briefe und Anrufe von Eltern, die noch um Rückstellungen kämpfen müssen und von Schulleitungen mündliche Absagen mit Hinweis auf die geringe Anmeldezahlen erhalten.
Die neuen Formulare zur Rückstellung werden in 14 Tagen im Landesschulbeirat diskutiert.
Wolfgang Seelbach
--> Elternini auf facebook
--> Interview mit dem Landeselternsprecher im Fernsehen "Brandenburg aktuell": Hier der Text
Hier die Antwort auf eine Anfrage zu den Gutachten zur Früheinschulung
Brandenburg aktuell vom 9.2.2015 (rbb): Streit um die Einschulung
Interview mit Herrn Seelbach, hier der Text:
"Hr. Platt: Herr Seelbach, wie halten Sie es mit der Initiative? Unterstützen Sie die Forderung oder nicht?
Hr. Seelbach: Wir vertreten ja alle Eltern. Wir hatten die Diskussion schon 2013 mit dem Ministerium. Damals gab es ja auch schon mal den Plan, den Stichtag wieder zurückzulegen – also auf den 30.6. Vor 2005 hatten wir das ja auch.
Wir sind dann mit dem Ministerium übereingekommen, dass dem Elternwunsch entsprechend relativ unbürokratisch das Verfahren durchgeführt wird.
Unterstützen Sie jetzt die Forderung der Initiative auf Rückverlegung auf den 30.6.?
Inzwischen ja!
Aber was bringt das eigentlich? Letztlich sprechen wir doch nur von 3 Monaten. … Hat das so eine große Wirkung?
Es sind immerhin 25% eines Jahrganges. Der Landeselternrat ist der Meinung, dass in der Regel mit 6 Jahren eingeschult werden sollte. Frühreife Kinder sollten natürlich früher in die Schulen. Dafür setzen wir uns auch ein. Wir sind nicht generell gegen eine Früheinschulung, aber es hängt immer vom Kinde ab.
Das ist die Situation, die uns nicht gefällt: Viele Schulleiter entscheiden danach, wie gerade die organisatorische Situation ist. Wenn Eltern sehen, dass ihr Kind noch nicht reif ist für die Schule und der Schulleiter dann sagt: „Tut mir leid, ich muss erst mal die Klasse voll kriegen!“, dann sind das aus unserer Sicht die falschen Argumente. Es muss vom Kinde her gedacht werden und was das Beste für das einzelne Kind ist - und nicht danach wie gerade die schulorganisatorischen Bedingungen sind.
Sind Ihnen mehrere solcher Fälle … bekannt, in denen Schulleiter nach - wie Sie sagen - organisatorischen Gesichtspunkten entscheiden? ...
Leider Ja. Wir haben eine Umfrage im Landeselternrat gemacht. Im Raum Potsdam wird schon auch im Interesse der Eltern verfahren. Aber sobald es in die Kreise geht und im ländlichen Raum haben wir sehr viele Rückmeldungen, dass sich die Schulleitungen nicht nach den Empfehlungen richten, die das Ministerium Ende 2013 gegeben hat, nämlich stärker den Elternwunsch zu berücksichtigen.
Was können also Eltern machen, wenn sie in einer solchen Situation sind: Eigentlich müsste vom Gesetz her eingeschult werden, die Eltern sind aber der Meinung, ein Jahr Rückstellung wäre besser. Der Schulleiter widerspricht. Was können Eltern da machen?
Letztlich liegt leider die Entscheidung beim Schulleiter, das ist die rechtliche Situation. Aber man kann schon Druck machen: ärztliche Gutachten, Kita-Empfehlungen und so weiter. Wir machen im Moment auf übergeordneter Ebene entsprechenden Druck, dass sich das Verhalten der Schulorganisation ändert.
Vielen Dank, Wolfgang Seelbach. Es wird die Eltern nur wenig trösten, das bedeutet nämlich viel Aufwand – aber dennoch vielen Dank für diese Einschätzungen."
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Schulen ignorieren ärztlichen Rat: "Wir stellen erst zurück, wenn die Klasse voll ist!"
Eltern berichten über ihre Erfahrungen mit Rückstellungsanträgen:
Namen geändert, die Berichte als PDF:
Am 20.11.2014 hat die neugegründete Elterninitiative ihren Internetauftritt bei facebook gestartet: Stoppt die Früheinschulung!
"Die Zuckertüten werden nicht immer größer -
unsere Kinder werden immer früher eingeschult!"
Dr. med. Katharina Wendt (im Auftrag der Elterninitiative)
Kontakt: BSdFIB@gmx.de
Dazu erklärt der Landesrat der Eltern:
"Über Früheinschulung müssen Eltern entscheiden!
Immer wieder werden Kinder gegen den Willen der Eltern mit 5 Jahren eingeschult. Die Hoffnung, dass sich Schulleitungen an die Empfehlungen der Eltern halten, hat sich leider nur zum Teil erfüllt. Wir fordern deshalb eine Verlegung des Einschulungstermins vom 30. September auf den 30. Juni. Gleichzeitig müssen Eltern unbürokratisch die Möglichkeit haben, Kinder, die im Juli, August oder September geboren wurden, auf Antrag früher einzuschulen."
Der LER hat auf seiner Sitzung am 17.1.2015 die Initiative angehört und unterstützt die Forderungen.
Zur Information: Liste der Grundschulen mit "Flex" (jahrgangsübergreifendem Unterricht in den ersten beiden Jahrgängen), zur Zeit ca. 45% der Grundschulen
Einschulung: So mildern Sie die Angst der Kinder!
In der Sonderveröffentlichung der MAZ finden Sie wertvolle Hinweise:
"Der Wechsel von der Kindertagesstätte in die Schule ist schwierig“, weiß Andreas Menzel aus dem Vorstand des brandenburgischen Landeselternrats.
... Überhöhte Erwartungen der Eltern sieht etwa der Schulpsychologe Albert Zimmermann als typische Ursache für Schulangst.
Nicht selten seien es aber die neuen Rahmenbedingungen, mit denen die Kinder erst einmal zurechtkommen müssten, sagt Menzel. Schon allein die Ruhe und das stille Sitzen seien nach den lebhafteren Kita-Tagen ungewohnt. Menzel plädiert insgesamt zudem für mehr Berührungspunkte zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen. So seien Ausflüge von Kita-Gruppen in die Schulen eine gute Vorbereitung für den neuen Ernst des Lebens. „Seitens der Schulen ist eine Willkommenskultur wichtig“, so Menzel. ... Auf die Kinder zugeschnittene Feste zur Einschulung können häufig die Angst vor dem Ungewohnten lindern.
Den Eltern rät Menzel, „wertschätzende Neugier“ für die berichteten Erlebnisse zu zeigen und erste Erfolge mit den Kindern zu feiern. Wichtig ist nach Einschätzung von Psychologen die Vermittlung eines positiven Gefühls etwa durch Erzählen schöner Geschichten aus der eigenen Schulzeit. ...
Offenheit auch für die anderen neuen Schüler ist dagegen bei Besuchen der Eltern in der Schule gefragt.
„Viele Mütter und Väter haben da zu sehr den eigenen Nachwuchs im Blick, ohne auf das Gruppenverständnis der ganzen Klasse zu achten“, sagt Menzel.
Sehr geehrte Eltern und Interessierte.
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir E-Mails ohne Namen bzw. Absender nicht beantworten werden. Dem Anstand und Respekt gebührt es, transparent und offen miteinander umzugehen.
Wir setzen uns mit unserer ehrenamtlichen Elternarbeit völlig offen und wertfrei mit jedem Anliegen auseinander.
Vielen Dank für Ihr Verständnis!
Ihr Landeselternrat Brandenburg